Kapitel 149 ~ Extra: Weibos Mini-Extra drei

1: Wein

Auf der Rückseite des Xuandu-Bergs entdeckte Shen Qiao ein Tongefäß mit Wein.

Dem Wein fehlten sowohl Name als auch Etikett. Er fragte bei den Schülern des Xuandu-Berges nach, doch niemand beanspruchte ihn für sich. Als er jedoch den Wein öffnete, wehte ihm ein vertrauter Duft entgegen. Da wusste Shen Qiao: Sein verstorbener Meister hatte diesen Wein selbst hergestellt.

Daozun Qi wurde von allen für sein Streben in der Kampfkunst gefeiert, und er trug auch den Ruhm des Sektenanführers des Xuandu-Berges. Doch nur wenige wussten, dass er auch im Nähen von Kleidern, im Schustern von Schuhen, in der Weinherstellung und im Kochen bewandert war ‒ in allem. Wenn in der Kleidung seiner Schüler Risse auftauchten, flickte er sie.

Dieser Krug Wein weckte nicht nur Shen Qiaos Erinnerungen, sondern auch seine Sehnsucht nach seinem Shizun. So tranken die beiden den Wein mit einiger Ermutigung und Überredungskunst von Yan Wushi gemeinsam bis zum letzten Tropfen aus.

Shen-Zhangjiao wachte am nächsten Tag mit starken Kopfschmerzen auf.

Er hatte nicht damit gerechnet, dass Shizuns Wein stark genug sein würde, um ihn zu betäuben. Als er sich an die Stirn fasste und versuchte, sich an das Geschehene zu erinnern, fielen ihm immer wieder die Worte "kleine Göre" ein; es kam ihm vor, als hätte ihn jemand beschimpft, nachdem sie mit dem Trinken begonnen hatten.

Wer in ganz Xuandu-Berg würde es wagen, mit ihm zu schimpfen? Shen Qiao ging also zu Yan Wushi, um ihn zu frage

Yan Wushi sah ihn daraufhin mit einem zärtlich-liebevollen Blick an. „Ich hätte nicht erwartet, dass du in dem Moment, in dem du betrunken bist, anfängst, über die Vergangenheit und all deine alten Fehler nachzudenken. Du hast mich sogar für deinen Shizun gehalten, hast dich an meinen Oberschenkel geklammert und mich um eine Schelte angefleht. Was sollte ich tun? Ich konnte dich nur befriedigen.

Shen Qiao war sprachlos. Er war sich sicher, dass er so etwas nie tun würde, aber seine Erinnerungen an die letzte Nacht waren völlig bruchstückhaft, so dass er Yan Wushi nur seinen Unsinn herunterleiern lassen konnte.

„Nachdem ich mit dir geschimpft hatte, hast du sogar angefangen, zu weinen und zu jammern. Du hast geweint, dass dein Shizun recht hatte, dich anzuschreien, und dass du von nun an brav sein und auf alles hören wirst, was er sagt, dass du niemals nach Westen gehen wirst, wenn er dir sagt, dass du nach Osten gehen sollst, und dass du, wenn man dich bittet, einen Hund zu jagen, niemals ein Huhn jagen wirst."

Damit winkte er Shen Qiao zu, als würde er ein verwirrtes Rehkitz oder Lamm herbeirufen. „Komm, lass mich hören, wie du mich Shizun nennst."


2: Bambus und Handbücher

Biyan Yanmei hatte seine Kampfkünste geübt. Yan Wushi brachte ihn in einen Bambuswald hinter dem Herrenhaus und ließ ihn seine Umgebung genau beobachten, um mit aller Kraft zu versuchen, seinen Engpass zu begreifen und zu durchbrechen.

Der junge und unwissende Bian Yanmei starrte auf jede Kleinigkeit um ihn herum mit Augen so rund wie Laternen. Er ließ sich nicht einmal eine Mücke entgehen. Schließlich bemerkte er etwas: Der gesamte Bambus in diesem Wald war nach einem bestimmten Muster angeordnet. Mit seinem Standort als Mittelpunkt waren sie in Ringen gepflanzt, die sich nach außen hin Ausbreiteten. Außerdem schien der Abstand zwischen den einzelnen Ringen genau gleich zu sein, ohne die geringste Abweichung.

Bian Yanmei spürte, dass es hier eine Art von tiefem Geheimnis geben musste, und das war es wohl, was Shizun ihn verstehen lassen wollte, ihm aber nicht sagen konnte.

Er blieb drei Tage und Nächte in diesem Bambuswald und fütterte drei Tage und Nächte lang Moskitos ‒ bis die einst winzigen Moskitos so voll waren, dass sie kaum noch fliegen konnten. Als er es schließlich nicht mehr aushielt, verließ er den Ort und ging zu Shizun, um ihn um Rat zu fragen, wobei seine Kopfhaut kribbelte und taub war

Yan Wushi guckte bei seiner Frage überrascht. „Das echte Kultivierungshandbuch, das deinen Engpass beheben kann, ist unter einem der Bambusse des dritten Rings vergraben. Unter dem Rest der Bambusse sind Fälschungen vergraben. Ich wollte, dass du genau beobachtest und herausfindest, unter welchem Bambus sich das Handbuch befindet. Was hast du dir in den letzten drei Tagen angeschaut?

Bian Yanmeis Augen waren stumpf und leblos, die Tränensäcke unter ihnen dunkel und schwer. „Warum sind die Bambusse dann alle gleich weit voneinander entfernt? Warum sind alle Abstände genau gleich, Ring für Ring, wie eine Reihe?

Yan Wushi hob eine Augenbraue: „Findest du nicht, dass es so besser aussieht?

Bian Yanmei fand keine Worte

Viele Jahre später ging Bian Yanmei mit Yu Shengyan in den Bambuswald hinter der Villa

„Beobachte genau, lass dich mit ganzer Kraft auf das Lernen und Erleben ein, vielleicht kannst du hier deinen Engpass überwinden."

Bian Yanmei stand mit den Händen auf dem Rücken und strahlte das Bild eines ältesten Schülers aus.




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2 Kommentare:

  1. Ob er wirklich so drauf war, wie Yan Wushi sagt, wird Shen Qiao vielleicht nie erfahren XD Aber man kann von ausgehen, das vielleicht ein kleiner Funke Wahrheit dabei ist, aber der Rest wieder nur Unfug ist XD Dennoch sehr amüsant XDD
    Und dann hat man hier Bian Yanmei, der den Bambuswald beobachtet, während die Mücken sich an ihm satt essen. Nur um dann zu erfahren, das es eigentlich um ein Buch ging. Er konnte einem in dem Moment schon leid tun. Aber Jahre später, bringt er das gleiche bei Yu Shengyan XD

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    1. Übrigens habe ich bei diesem die Titel selber eingefügt, weil ich einfach einen Unterschied zu den Geschichten herstellen wollte.
      Yan Wushi erzählt halt einfach seine Geschichten einfach sehr gut. In die wahrscheinliche Lüge wird die genau richtige Dosis Wahrheit gemixt, damit man den Unterschied nicht erkennen kann.
      Es ist aber schön, dass sich Yan Wushis Traum noch mal erfüllen konnte, seinen A-Qiao betrunken zu erleben. Fragt sich nur noch, ob sich der Traum Shen Qiao in Frauenkleidern zu sehen, erfüllen wird.
      Yan Wushi hat seinen Schüler tyrannisiert und das ganz ohne Absicht. Nur konnte Bian Yanmei diese Erfahrung, dann auch an seinem jüngeren Schüler Yu Shengyan weitergeben.

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