1: Wein
Auf der Rückseite des Xuandu-Bergs entdeckte Shen Qiao
ein Tongefäß mit Wein.
Dem Wein fehlten sowohl Name als auch Etikett. Er fragte bei
den Schülern des Xuandu-Berges nach, doch niemand beanspruchte ihn für sich.
Als er jedoch den Wein öffnete, wehte ihm ein vertrauter Duft entgegen. Da
wusste Shen Qiao: Sein verstorbener Meister hatte diesen Wein selbst
hergestellt.
Daozun Qi wurde von allen für sein Streben in der Kampfkunst
gefeiert, und er trug auch den Ruhm des Sektenanführers des Xuandu-Berges. Doch
nur wenige wussten, dass er auch im Nähen von Kleidern, im Schustern von
Schuhen, in der Weinherstellung und im Kochen bewandert war ‒ in allem. Wenn in
der Kleidung seiner Schüler Risse auftauchten, flickte er sie.
Dieser Krug Wein weckte nicht nur Shen Qiaos Erinnerungen,
sondern auch seine Sehnsucht nach seinem Shizun. So tranken die beiden den Wein
mit einiger Ermutigung und Überredungskunst von Yan Wushi gemeinsam bis zum
letzten Tropfen aus.
Shen-Zhangjiao wachte am nächsten Tag mit starken
Kopfschmerzen auf.
Er hatte nicht damit gerechnet, dass Shizuns Wein stark
genug sein würde, um ihn zu betäuben. Als er sich an die Stirn fasste und
versuchte, sich an das Geschehene zu erinnern, fielen ihm immer wieder die
Worte "kleine Göre" ein; es kam ihm vor, als hätte ihn jemand
beschimpft, nachdem sie mit dem Trinken begonnen hatten.
Wer in ganz Xuandu-Berg würde es wagen, mit ihm zu
schimpfen? Shen Qiao ging also zu Yan Wushi, um ihn zu frage
Yan Wushi sah ihn daraufhin mit einem zärtlich-liebevollen
Blick an. „Ich hätte nicht erwartet, dass du in dem Moment, in dem du betrunken
bist, anfängst, über die Vergangenheit und all deine alten Fehler nachzudenken.
Du hast mich sogar für deinen Shizun gehalten, hast dich an meinen Oberschenkel
geklammert und mich um eine Schelte angefleht. Was sollte ich tun? Ich konnte
dich nur befriedigen.
Shen Qiao war sprachlos. Er war sich sicher, dass er so
etwas nie tun würde, aber seine Erinnerungen an die letzte Nacht waren völlig
bruchstückhaft, so dass er Yan Wushi nur seinen Unsinn herunterleiern lassen
konnte.
„Nachdem ich mit dir geschimpft hatte, hast du sogar angefangen,
zu weinen und zu jammern. Du hast geweint, dass dein Shizun recht hatte, dich
anzuschreien, und dass du von nun an brav sein und auf alles hören wirst, was
er sagt, dass du niemals nach Westen gehen wirst, wenn er dir sagt, dass du
nach Osten gehen sollst, und dass du, wenn man dich bittet, einen Hund zu
jagen, niemals ein Huhn jagen wirst."
Damit winkte er Shen Qiao zu, als würde er ein verwirrtes
Rehkitz oder Lamm herbeirufen. „Komm, lass mich hören, wie du mich Shizun
nennst."
2: Bambus und Handbücher
Biyan Yanmei hatte seine Kampfkünste geübt. Yan Wushi
brachte ihn in einen Bambuswald hinter dem Herrenhaus und ließ ihn seine
Umgebung genau beobachten, um mit aller Kraft zu versuchen, seinen Engpass zu
begreifen und zu durchbrechen.
Der junge und unwissende Bian Yanmei starrte auf jede
Kleinigkeit um ihn herum mit Augen so rund wie Laternen. Er ließ sich nicht
einmal eine Mücke entgehen. Schließlich bemerkte er etwas: Der gesamte Bambus
in diesem Wald war nach einem bestimmten Muster angeordnet. Mit seinem Standort
als Mittelpunkt waren sie in Ringen gepflanzt, die sich nach außen hin Ausbreiteten.
Außerdem schien der Abstand zwischen den einzelnen Ringen genau gleich zu sein,
ohne die geringste Abweichung.
Bian Yanmei spürte, dass es hier eine Art von tiefem
Geheimnis geben musste, und das war es wohl, was Shizun ihn verstehen lassen
wollte, ihm aber nicht sagen konnte.
Er blieb drei Tage und Nächte in diesem Bambuswald und
fütterte drei Tage und Nächte lang Moskitos ‒ bis die einst winzigen Moskitos
so voll waren, dass sie kaum noch fliegen konnten. Als er es schließlich nicht
mehr aushielt, verließ er den Ort und ging zu Shizun, um ihn um Rat zu fragen,
wobei seine Kopfhaut kribbelte und taub war
Yan Wushi guckte bei seiner Frage überrascht. „Das echte
Kultivierungshandbuch, das deinen Engpass beheben kann, ist unter einem der
Bambusse des dritten Rings vergraben. Unter dem Rest der Bambusse sind
Fälschungen vergraben. Ich wollte, dass du genau beobachtest und herausfindest,
unter welchem Bambus sich das Handbuch befindet. Was hast du dir in den letzten
drei Tagen angeschaut?
Bian Yanmeis Augen waren stumpf und leblos, die Tränensäcke
unter ihnen dunkel und schwer. „Warum sind die Bambusse dann alle gleich weit
voneinander entfernt? Warum sind alle Abstände genau gleich, Ring für Ring, wie
eine Reihe?
Yan Wushi hob eine Augenbraue: „Findest du nicht, dass es so
besser aussieht?
Bian Yanmei fand keine Worte
Viele Jahre später ging Bian Yanmei mit Yu Shengyan in den
Bambuswald hinter der Villa
„Beobachte genau, lass dich mit ganzer Kraft auf das Lernen
und Erleben ein, vielleicht kannst du hier deinen Engpass überwinden."
Bian Yanmei stand mit den Händen auf dem Rücken und strahlte
das Bild eines ältesten Schülers aus.
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Ob er wirklich so drauf war, wie Yan Wushi sagt, wird Shen Qiao vielleicht nie erfahren XD Aber man kann von ausgehen, das vielleicht ein kleiner Funke Wahrheit dabei ist, aber der Rest wieder nur Unfug ist XD Dennoch sehr amüsant XDD
AntwortenLöschenUnd dann hat man hier Bian Yanmei, der den Bambuswald beobachtet, während die Mücken sich an ihm satt essen. Nur um dann zu erfahren, das es eigentlich um ein Buch ging. Er konnte einem in dem Moment schon leid tun. Aber Jahre später, bringt er das gleiche bei Yu Shengyan XD
Übrigens habe ich bei diesem die Titel selber eingefügt, weil ich einfach einen Unterschied zu den Geschichten herstellen wollte.
LöschenYan Wushi erzählt halt einfach seine Geschichten einfach sehr gut. In die wahrscheinliche Lüge wird die genau richtige Dosis Wahrheit gemixt, damit man den Unterschied nicht erkennen kann.
Es ist aber schön, dass sich Yan Wushis Traum noch mal erfüllen konnte, seinen A-Qiao betrunken zu erleben. Fragt sich nur noch, ob sich der Traum Shen Qiao in Frauenkleidern zu sehen, erfüllen wird.
Yan Wushi hat seinen Schüler tyrannisiert und das ganz ohne Absicht. Nur konnte Bian Yanmei diese Erfahrung, dann auch an seinem jüngeren Schüler Yu Shengyan weitergeben.